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Akademie 2018

Berlin – Gdynia – Tel Aviv

Exercising Modernity ist ein polnisch-deutsch-israelisches Projekt, dessen Kern die jährliche Akademie bildet. Bei der ersten Edition der Akademie Exercising Modernity im Jahr 2018 ging es um den Begriff der Modernität, und zwar sowohl in historischer Sicht, d. h. um die Moderne, als auch im gegenwärtigen Verständnis, um Modernität. Drei kulturgesellschaftliche Phänomene der Zwischenkriegszeit, die universale interdisziplinäre Modernisierungsprogramme symbolisieren, standen 2018 im Fokus:
Zum einen die Bauhaus-Bewegung mit ihrer neuen Betrachtung der menschlichen Lebenswelt und seiner Bedürfnisse und damit verbunden die Frage, wie die schönen Künste und die angewandten Künste die Bedürfnisse des Menschen befriedigen oder sogar stimulieren können. Das Bauhaus steht für eine revolutionäre Sicht auf künstlerisches Schaffen und Produktion von Kunst, die sich von der Idee leiten lässt, Kunst und Architektur an die konkreten Bedürfnisse des Menschen heranzuführen.
Zum anderen ging es um Ideen, die Polen in der Zwischenkriegszeit prägten, d. h. um die Diskussion über den Fortschritt und den Aufbau von Grundlagen für einen freiheitlichen, demokratischen Staat, was am Beispiel der Stadt Gdynia (Gdingen) verdeutlicht wird. Die Entstehungsgeschichte ihres Stadtzentrums ist nicht nur ein Beispiel für die Entwicklung von Emanzipations- und Modernisierungsideen durch Architektur und Stadtplanung, sondern zeigt auch, wie Modernität mit politischen Bedürfnissen und Zielen – hier einem Programm zur Errichtung eines funktionierenden Staatswesens – verknüpft wurde.
Ein dritter Bezugspunkt waren die modernistischen Ideen, die in der Architektur des in Entstehung begriffenen Staates Israel verwirklicht wurden: Die „Weiße Stadt“ Tel Aviv bildet die weltweit größte Ansammlung von Architektur der 1930er Jahre, die sich an den Grundsätzen und Formen des internationalen Stils orientiert. Auch hier war der Modernismus die Antwort auf spezifische gesellschaftliche und politische Bedürfnisse, und in der architektonischen Modernität zeigt sich das Versprechen auf ein neues, besseres Leben.
Das Ziel des Projekts war es, drei eigenständige Erzählungen über die Moderne – die polnische, die deutsche und die israelische – miteinander zu konfrontieren und zugleich ihre gegenseitigen Bezüge zu verdeutlichen. Im Fokus der Diskussion stand auch die Frage, was Modernität vor einhundert Jahren bedeutete und welche Elemente des damaligen modernen Denkens heute wichtig sein können; außerdem welche Rolle das Erbe des Modernismus heutzutage an den genannten Orten spielt sowie welche Ergebnisse die Versuche hatten, die modernistischen Utopien umzusetzen.
Das Projekt Exercising Modernity fand 2018 im Rahmen einer Akademie (in Gdynia und in der Bauhaus Denkmal Bundesschule in Bernau bei Berlin) und eines öffentlichen Veranstaltungsprogramms, u. a. mit Konzerten, Vorträgen und Diskussionen, statt.

Termine

3.–8. Oktober 2018 — Gdynia
23.–28. Oktober 2018 — Bernau bei Berlin

Standorte

Dawny Dom Szwedzkiego Marynarza / Konsulat Kultury
Jana z Kolna 25
81-354 Gdynia, Polen

Museum der Stadt Gdynia
Zawiszy Czarnego 1
81-374 Gdynia, Polen

Baudenkmal Bundesschule Bernau
Hannes-Meyer-Campus 9
16321 Bernau bei Berlin, Deutschland

Bewerbung

Die Veranstalter übernehmen Reise- und Übernachtungskosten, sowie die Verpflegung der Teilnehmer:innen. Die Teilnahme am Programm ist kostenfrei. Die Anwesenheit an den beiden Workshops in Gdynia (3.-8.10.2018) und Bernau bei Berlin (23.-28.10.2018) ist für alle Teilnehmer:innen verpflichtend.
Nach Kursende können die Teilnehmer:innen ein während der Akademie ausgearbeitetes Forschungs- bzw. Kunstprojekt einreichen. Das Stipendienprogramm wird vom Pilecki-Institut gefördert und widmet sich Fragen über die Moderne im 20. Jahrhundert.

Teilnehmer:innen

Sebastian Schnellbögl
Hanna Pałczyńska
Yana Gaponenko
Katri Anita Miettinen
Zofia Piotrowska
Laure Catugier
Michalina Ludmiła Musielak
Maria Anna Rogucka
Sylwia Borowska-Kazimiruk
Marta Wittchen
Hadas Tapouchi
Marianna Czwojdak
Waldemar Rapior
Anna Wieczorek
Julian Spaan
Paweł Pedrycz
Katalin Kuse

Programm

Das Programm bestand aus Vorlesungen, Workshops und Seminaren.
Die Aktivitäten erfolgten von morgens bis abends. Jeder Tag endete mit einer Abendvorlesung. Im Rahmen der Workshops wurden zwischen einer von zwei Lehrmöglichkeiten ausgewählt.

Programm-PDFs:

Gdynia

Bernau bei Berlin

 

Lehrende

Agata Abramowicz

Biographie:

Agata Abramowicz – Historikerin und Kunsthistorikerin, stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums Gdynia. Sie ist bekannt als Ko-Kuratorin zahlreicher Ausstellungen, u.a. der Hauptausstellung im Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk und der Dauerausstellung „Gdynia-dzieło otwarte“ im Stadtmuseum Gdynia, sowie als Koordinatorin verschiedener nationaler und internationaler Kunstprojekte.

Shira Levy Benyemini

Biographie:

Shira Levy-Benyemini ist Direktorin des White City Center, einer Kooperation der Stadtverwaltung von Tel Aviv und der deutschen Regierung. Sie erhielt ihren Master-Abschluss in Stadtplanung und Public Policy an der Hebräischen Universität Jerusalem. Levy Benyemini ist auf die Planung in Stadterneuerungs- und Naturschutzzonen sowie auf öffentlich engagierte kommunale Planung spezialisiert. In den letzten Jahren hat sie städtische Projekte geleitet, die Planung, Aktivismus und Kultur umfassen.

Vortrag:

Das Projekt Liebling: Der moderne Thinktank der Weißen Stadt

Moderne Architektur und ihre lokale Adaptation waren die Grundlage für die Erklärung der Weißen Stadt Tel Aviv zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 2003, wodurch Impulse für Stadterhaltungsprojekte ausgelöst wurden. Die Konservierung wird gewöhnlich als ein Prozess wahrgenommen, der sich auf die physischen Aspekte der modernistischen Bewegung konzentriert und nicht auf ihre immateriellen, sozialen Aspekte. Die Entscheidung, ein Zentrum zu errichten, das sich auf alle Aspekte des architektonischen Erbes, sowohl auf materielle als auch auf immaterielle, konzentriert, bot die Gelegenheit, ein einzigartiges Residenzprogramm durchzuführen: Das Projekt Liebling. Das Liebling-Projekt war eine Forschungs- und Aktionsgruppe, die multidisziplinäre Kreative – von Architekten bis hin zu Musikern – einlud, sich mit dem Konzept der Konservierung und des Urbanismus im Kontext der modernen Architektur auseinanderzusetzen. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Konservierungsabteilung der Stadtverwaltung von Tel Aviv-Yafo im Eröffnungsjahr im White City Center durchgeführt und entwickelte zukünftige Aktivitäten des städtischen Kultur- und Bildungszentrums, das sich den frühen Jahren Tel Avivs und den modernistischen Einflüssen, die es prägten, widmete. Das Projekt – unterstützt vom Exekutivteam des White City Center – nutzte vorübergehend das Max-Liebling-Haus, während es in das White City Center umgewandelt wird. Die Wiedereröffnung des Zentrums ist für Herbst 2019 geplant.

Sabrina Cegla

Biographie:

Sabrina Cegla ist Kuratorin des öffentlichen Programms am White City Center Tel Aviv, einem urbanen Zentrum in der UNESCO-Kulturerbezone, das mit der deutschen Regierung zusammenarbeitet.
Sie wurde an der David-Azrieli-Schule für Architektur an der Universität Tel Aviv als Architektin ausgebildet und schloss mit einem Bachelor in Architektur ab. Nach Abschluss des Studiums gründete sie ein unabhängiges Architektur- und Designstudio in Berlin mit Spezialisierung auf Innenarchitektur sowie der künstlerischen Leitung von Projekten, die von Ausstellungen über Kulturprojekte bis hin zu Bildungseinrichtungen reichen. Seit 2015 leitet sie das öffentliche Programm im White City Center in Tel Aviv, ein multidisziplinäres Programm, das zu Diskussionen und Aktionen zu Themen der Bewahrung von Architektur und städtischem Erbe anregt, und kuratierte mehrere Ausstellungen im White City Center.

chmara.rosinke (Maciej Chmara & Anna Rosinke)

Biographien:

chmara.rosinke ist ein Designstudio mit Sitz in Wien und Berlin. Seit 2011 entwirft, inszeniert und realisiert das Studio chmara.rosinke Objekte, Interieurs und Pop-ups vom Konzept bis zur Kreation. Sie sind bestrebt, Handwerk mit einem konzeptionellen und ökologischen Ansatz zu verbinden und realisieren sowohl Auftrags- als auch selbstinitiierte Projekte. Viele ihrer Arbeiten sind von funktionalen und soziokulturellen Aspekten inspiriert und versuchen, ihre Beobachtungen durch Analyse und Forschung in Objekte umzusetzen. In ihren Entwürfen schenken chmara.rosinke den Details und den Emotionen, die Objekte und Räume bei Menschen auslösen, viel Aufmerksamkeit. Vor allem sehen sie die Ästhetik als einen wichtigen Nachhaltigkeitsfaktor.
Anna Rosinke und Maciej Chmara lernten sich während ihres Architektur- und Designstudiums an der Akademie der bildenden Künste in Gdańsk kennen. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Design und Kunst hat zu ihrer Zusammenarbeit geführt. Nach ihrem Studium in Gdańsk haben sie zwei Semester an der Kunstuniversität Linz (Raum- und Design-Strategien), einige Zeit an der Akademie der bildenden Künste und der TU Wien verbracht und in mehreren Architekturbüros gearbeitet. Ihr Hintergrund umfasst ein weites Feld von Zeichnung, Kunstgeschichte, Architekturtheorie bis hin zu Innenarchitektur und Objektdesign, wodurch sie ein gutes Verständnis für kreatives Schaffen und dessen Umsetzung entwickeln können.
Ihre Projekte wurden während der Mailänder, niederländischen, Pariser, New Yorker und Wiener Designwoche, im MAK, dem österreichischen Museum für angewandte Kunst und anderen internationalen Designmessen und Ausstellungen gezeigt.
chmara.rosinke haben viele international anerkannte Auszeichnungen erhalten, wie u.a. den Designpreis der Neuen Wiener Werkstätte 2012, den DMY Berlin Award 2012, eine Anerkennung des Outstanding Artist Award for Experimental Design. Im Jahr 2014 waren sie Finalisten des prestigeträchtigen Prix Émile Hermès und wurden 2013 als MAK Designer-in-Residence ausgezeichnet. Ihre Arbeiten sind Teil der Sammlung des MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst) und des Hofmobiliendepots. Im Jahr 2014 haben sie ihre erste Designschau kuratiert: „Austria-South Africa: in discourse“ – eine österreichische Ausstellung in Kapstadt im Rahmen von „Cape town – design capital 2014“. Im Jahr 2015 haben sie gemeinsam mit breadedEscalope und Patrick Rampelotto SPAZIO PULPO ins Leben gerufen – einen Raum für experimentelles Design in Wien.
Ihre Arbeiten wurden veröffentlicht in ICON, FRAME, Le Monde, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, FvF, Elle decoration, Domus, Vogue, Icon, AD, thisispaper, Damn, Li Edelkoorts Trendtablette und vielen anderen.

Workshop:

Die Künstler des Bauhauses und die Schöpfer der neuen Stadt Gdynia teilten die Idee, das Alltagsleben so zu gestalten, dass es zum Aufbau einer neuen, besseren Gesellschaft beiträgt. Dieses Konzept hat heute, in einer Zeit des dynamischen gesellschaftlichen Wandels und der damit verbundenen Herausforderungen, seine Aktualität nicht verloren. In unserem Workshop werden wir das Bauhaus-Konzept der Gestaltung demokratischer Räume hinterfragen, seine Relevanz in der heutigen Welt testen und schließlich versuchen, es unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten auf den neuesten Stand zu bringen. Ziel des Workshops ist es, Elemente eines mobilen Objektes / einer mobilen Installation zu entwerfen, die den öffentlichen Raum vorübergehend verändern und unsere während des Treffens definierten Postulate zum Ausdruck bringen.

David Crowley

Biographie:

David Crowley ist Professor für Visuelle Kultur am National College of Art and Design in Dublin. Er hat ein spezielles Interesse am Modernismus in Kunst und Design, oft mit Schwerpunkt auf der Geschichte Osteuropas unter kommunistischer Herrschaft. Zu seinen Büchern gehören Warschau (2003), Socialism and Style. Material Culture in Post-war Eastern Europe (2000), Socialist Spaces. Sites of Everyday Life in the Eastern Bloc (2003) und Pleasures in Socialism: Leisure and Luxury in the Eastern Bloc (2010). Crowley kuratiert auch Ausstellungen, wie z. B. „Cold War Modern“ im Victoria and Albert Museum (2008-9) mit Jane Pavitt, „Sounding the Body Electric. Experiments in Art and Music in Eastern Europe“ im Muzeum Sztuki, Łódź, 2012 und Calvert 22 / London, 2013, sowie ‚Notes from the Underground‘ Muzeum Sztuki, Łódź, 2016 und Akademie der Künste, Berlin 2018 – beide mit Daniel Muzyczuk.

Vortrag:

Die real existierende Moderne um 1981 – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der polnischen Architektur der Moderne.

1981 gab eine Gruppe von Architekten in Warschau ein „Untergrund“-Manifest heraus, in dem sie ihren Berufsstand beschuldigten, sich mit der illegitimen Macht in der Volksrepublik Polen abzufinden. Die „Warschauer Charta“ war die kühnste und vernichtendste Kritik an der modernen Architektur, die jemals im gesamten Ostblock veröffentlicht wurde.
In diesem Vortrag wird David Crowley vom Standpunkt des Jahres 1981 zurückblicken, um die Kritik des Manifests an der Moderne des 20. Jahrhunderts nachzuvollziehen. Er wird auch nach vorne blicken, um über die Veränderung der Stadtbilder Polens seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft nachzudenken. Im Zeitalter des Hyperkapitalismus scheint die moderne Architektur des kommunistischen Polens heute Gegenstand erheblicher Nostalgie und Sentimentalität zu sein – warum sollte das so sein?

Tomasz Fudala

Biographie:

Tomasz Fudala ist Kunsthistoriker und Kurator am Museum für Moderne Kunst in Warschau. Er interessiert sich für Architektur und die Geschichte von Ausstellungen, die Gegenstand seines Projekts The Space Between Us war. Kurator des WARSAW UNDER CONSTRUCTION FESTIVAL (2009-2017), das vom Museum für Moderne Kunst in Warschau und dem Museum von Warschau organisiert wird und versucht, den Charakter Warschaus zu beschreiben. Seine Schriften sind in Domus, Artforum, Odra, Obieg, CzasKultury und Autoportret erschienen.

Workshop:

Moderne Propaganda

Während dieses Workshops werden wir den Propagandadiskurs des Kalten Krieges über die modernistische Architektur untersuchen. Durch die Analyse von Texten, Dokumenten, Filmen und der Ikonographie der Popkultur werden wir in der Lage sein, die größten Investitionen nicht nur aus dem Blickwinkel der Ästhetik, sondern auch aus der Perspektive der politischen Geschichte zu betrachten. Wir werden Ausstellungen aus den 1950er Jahren als eine Form des Wettlaufs des modernen Lebens im Kalten Krieg untersuchen, die Beziehungen zwischen der Wohnarchitektur und den Nachkriegsvisionen eines „neuen Menschen“ untersuchen und uns auch mit dem Konzept der von Grund auf neu gebauten Städte und den von ihnen geschaffenen Arten von Urbanität befassen. Unsere wichtigste Frage wird die folgende sein: Wie haben die Regierungen zu verschiedenen Zeiten des Kalten Krieges große Investitionen kommuniziert? Wie wurde das sozialmodernistische Projekt genutzt, um neue Lebensweisen zu „verkaufen“? Woher rührt das heutige Interesse am Modernismus?

Jacek Friedrich

Biographie:

Dr. Jacek Friedrich ist Kunsthistoriker und Direktor des Stadtmuseums Gdynia. Derzeit arbeitet er am Institut für Kunstgeschichte der Universität Gdańsk. Seine Forschungsschwerpunkte sind die moderne visuelle Kultur, die Geschichte der Architektur und des Designs im 20. Jahrhundert sowie die Rekonstruktion und der Schutz architektonischer Sehenswürdigkeiten.
Er hat eine Reihe von Publikationen verfasst, darunter „Neue Stadt in altem Gewand. Der Wiederaufbau von Danzig 1945-1960“, Köln-Weimar-Wien 2010, und „Walka obrazów. Przedstawienia wobec idei w Wolnym Mieście Gdańsku“, Gdańsk 2018. Dr. Friedrich ist auch Initiator und Mitautor der Ausstellung „Narodziny miasta. Gdyński modernizm w dwudziestoleciu międzywojennym“ (Stadtmuseum Gdynia, Gdynia 2014).

Sharon Golan-Yaron

Biographie:

Sharon Golan-Yaron ist Programmdirektorin und Mitbegründerin des White City Center in Tel Aviv, einer Kooperation der Stadtverwaltung mit der deutschen Regierung in der UNESCO-Kulturerbezone. Sie wurde als Architektin am Illinois Institute of Technology (IIT), Chicago, und an der Technischen Universität (TU), Berlin, ausgebildet, wo sie ihren Abschluss erhielt. Später spezialisierte sie sich auf Heritage Conservation und erhielt ihren Master-Abschluss am Technion in Haifa. Seit 2009 arbeitet Golan-Yaron als leitende Architektin in der Konservierungsabteilung der Stadtverwaltung von Tel Aviv-Yafo, wo sie sich auf Gebäude der modernistischen Bewegung spezialisiert hat.

Vortrag:

Das vernakuläre Paradigma des Modernismus in Israel

Der Vortrag konzentriert sich auf zwei bedeutende Konzepte, die den besonderen Charakter und die zeitgenössischen Werte Tel Avivs geprägt haben. Die Sprache der modernistischen Architektur ist nach wie vor die wertvollste und aussagekräftigste Prämisse der theoretischen, historischen und kulturellen Diskussionen über die DNA Tel Avivs. Das Bauhaus, Le Corbusier und andere führende Einflüsse der Moderne waren eine bedeutende Kraft im Design und in der Planung von Israel im Allgemeinen und der Weißen Stadt Tel Aviv im Besonderen und zeigen die Popularisierung des architekturhistorischen Diskurses. Der zweite Aspekt ist der modernistische Gartenstadtplan, das städtebaulich-ökologische Konzept des Stadtplaners und Biologen Sir Patrick Geddes, der die Stadt als einen Lebensraum betrachtete, in dem verschiedene Organismen koexistieren können. Diese angewandte Utopie hat zur Erklärung Tel Avivs zum UNESCO-Kulturerbe beigetragen.

Joanna Kusiak & Kuba Snopek

Biographien:

Dr. Joanna Kusiak ist eine interdisziplinäre Stadtforscherin und Schriftstellerin am King’s College der Universität Cambridge. Ihr jüngstes Forschungsprojekt befasst sich mit städtischem Land und neuen Formen der demokratischen Enteignung. Darüber hinaus interessiert sie sich für die Rolle, welche Recht, rechtliche Formalitäten und Rechtssysteme bei der Gestaltung des städtischen Raums spielen. Sie hat an der TU Darmstadt in Soziologie promoviert und ist ehemalige Gastwissenschaftlerin an der University of California, Berkeley, dem University College London und der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie schreibt ein Buch mit dem Titel „Orders of Chaos: Recht, Land und neoliberale Globalisierung in Warschau“. Sie ist auch die Autorin von „Chaos Warszawa: Porządki przestrzenne polskiego kapitalizmu“ (Bęc Zmiana 2017) und, zusammen mit Monika Grubbauer, Herausgeberin von „Chasing Warsaw: Sozio-materielle Dynamiken des städtischen Wandels seit 1990“ (Campus 2012).
Kuba Snopek ist Urbanist, Pädagoge und Architekturtheoretiker. Er ist Kurator des Bildungsprogramms an der Architekturschule in Charkiw. Kuba Snopek studierte Stadtplanung an der Technischen Universität Wrocław und am Strelka-Institut für Medien, Architektur und Design in Moskau. Er hat an Architektur-, Stadtplanungs-, Forschungs- und kuratorischen Projekten in Polen, Russland, der Ukraine, Spanien und Dänemark gearbeitet. Er war Fakultätsmitglied am Strelka-Institut und lehrte am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO). Er ist Autor von „Belyayevo Forever, about the preservation of intangible heritage“ (veröffentlicht auf Englisch, Polnisch und Russisch) und Mitautor von „Architecture of the VII day“, einer umfassenden Studie über die während der kommunistischen Ära gebauten polnischen Kirchen. Snopek ist Initiator und Mitautor von „Stage“, einem in Dnipro gebauten öffentlichen Raum, der im Rahmen des prestigeträchtigen European Prize for Urban Public Space 2018 eine besondere Erwähnung erhielt. Das von Joanna Kusiak und Kuba Snopek kuratierte Projekt „New Modernism“ ist ein gemeinsames Theorie-Praxis-Projekt für ein neues systemisches Denken über Architektur und Gesellschaft.

Workshop:

Neuer Modernismus

Aufgrund seiner realen und angeblichen Misserfolge ist der alte Modernismus verunglimpft worden. Doch auch der anti-/postmoderne kritische Ansatz versagt, denn er hat keine Heilmittel für die Probleme geliefert, auf die er verweist. Können wir kritisch wachsam bleiben und dennoch die ursprüngliche Ambition des Modernismus, eine bessere urbane Zukunft zu schaffen, wiederbeleben? Unter Einbeziehung des vielfältigen Fachwissens der Workshop-Teilnehmer*innen werden wir die Kernwerte des alten Modernismus herausarbeiten. Dann werden wir versuchen, diese Werte neu zu erfinden, indem wir sie in den neuen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen verankern. Inwieweit ist ein Neuer Modernismus möglich und was könnten ihre kritischen Komponenten sein?

Florian Mausbach

Biographie:

Florian Mausbach ist Stadtplaner. Er studierte Architektur an der TU Braunschweig und Städtebau an der TU Berlin.
Als Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung von 1995 bis 2009 war er an vorderster Stelle an der baulichen Umgestaltung des Nachwende-Berlins beteiligt.
Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen, u.a.: Die Unfähigkeit zu erinnern (Berlin 2006); Über Sinn und Ort eines nationalen Freiheits- und Einheitsdenkmals (Berlin 2008); Bauten die Staat machen (Hamburg 2009); Ideen für Berlin – Bausteine für eine Metropole (Berlin 2010).
2008 erhielt er den Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung für die Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin.
Mausbach ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Architekturpreis Berlin e. V. Als Vorsitzender des Fördervereins Villa Wolf e. V. leitet er derzeit eine deutsch-polnische Initiative zum Wiederaufbau des ersten modernen Hauses von Ludwig Mies van der Rohe in Gubin.

panGenerator (Jakub Koźniewski & Krzysztof Goliński)

Bio:

panGenerator – eine Gruppe, die sich mit Design und neuer Medienkunst beschäftigt – wurde 2010 von Piotr Barszczewski, Krzysztof Cybulski, Krzysztof Goliński und Jakub Koźniewski gegründet. Ihre Projekte kombinieren digitale Medien mit innovativen räumlichen Formaten und Interaktionsformen – sie verbinden die Welt der Bits mit der Welt der Atome. Die Arbeiten von panGenerator wurden weltweit (u.a. in Melbourne, Peking, Atlanta, Tel Aviv, Barcelona, Wien) und bei den renommiertesten Design- und Kunstfestivals (Ars Electronica, Warszawska Jesień, WRO Medienkunst-Biennale, Łódź Design, Milan Design Week, DMY, SXSW, NODE usw.) ausgestellt. Im Jahr 2016 wurde die Gruppe beim Cannes Lions Festival mit dem Goldenen Löwen für eine Installation für das Warsaw Rising Museum ausgezeichnet. Neben ihren künstlerischen und kommerziellen Aktivitäten engagiert sich die Gruppe auch in der Bildung und der Förderung neuer Medienkunst in Polen.

Workshop:

Die Zukunft gestalten

Der Workshop konzentriert sich auf eine Reflexion über modernistische Zukunftsvisionen und schlägt vor, spekulatives Design als Werkzeug für die Gestaltung der Zukunft heute zu nutzen. Wir werden dabei Elektronik und/oder Elemente der Programmierung verwenden. Nach einer eintägigen Einführung definieren wir die Themen, die die Teilnehmer*innen analysieren und bearbeiten werden. In den folgenden Tagen werden wir unter Verwendung von einfachen Mikrocontrollern, Sensoren und Licht Prototypen von interaktiven Installationen erstellen, um praktische Antworten auf die Fragen zu geben, die wir zuvor identifiziert haben.

RAZ (Ander Gortazar Balerdi & Jacek Markusiewicz)

Biographien:

RAZ ist ein in Europa ansässiges Unternehmen, das sich auf parametrische Modellierung, digitale Werkzeuge, Interfaces, Datenanalyse, visuelle Programmierung und Scripting spezialisiert hat, die auf die Gestaltung der gebauten Umwelt angewendet werden – von strukturellen Lösungen und Möbeln bis hin zu Mobilitätsprojekten und Stadtdesign.
Wir unterstützen die Entscheidungsfindung bei Projekten in jeder Phase des Entwurfsprozesses. Mit RAZ vereinen wir Kreativität und Problemlösung. Wir begeistern uns für Daten und verwenden Parameter, um Algorithmen zu erstellen, die Entwurfsprozesse optimieren und automatisieren. Wir glauben jedoch weder an die Unparteilichkeit noch an die Objektivität von Daten. Wir schaffen Werkzeuge, aber wir bieten ganzheitliche Designhilfe, indem wir menschliche Entscheidungen in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen.
RAZ wird von Ander Gortazar Balerdi und Jacek Markusiewicz geleitet.
Als Absolventen der Universität des Baskenlandes bzw. der Technischen Universität Warschau lernten wir uns am Institute for Advanced Architecture in Katalonien kennen. Anschließend kombinierten wir einen parametrischen Ansatz, Architektur und Stadtplanung in einem Büro in Barcelona und Beirut, das von Associative Data gebaut wurde (2010-2013).
Jacek konzentriert sich als Dozent und Forscher an der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität Warschau auf die Mensch-Computer-Interaktion in Architekturprozessen (wie Augmented Reality, haptische Interfaces und reaktionsfähiges Design) sowie auf generative Modellierung und Programmierung. Zurzeit promoviert er an der Fakultät für Computer Aided Design an der Technischen Universität Warschau.
Ander ist Spezialist auf dem Gebiet der Prozessoptimierung durch rechnergestützte Werkzeuge, die auf die gebaute Umgebung angewendet werden. Er arbeitete an internationalen, hoch renommierten Projekten bei BuroHappold Engineering (2013-2017), darunter Arbeiten von Foster + Partners, Zaha Hadid Architects und Snohetta. Er arbeitet auch als Berater für Mobilität und Stadtplanung und veröffentlicht regelmäßig Artikel zu diesen Themen. Ander promoviert derzeit an der Fakultät für Stadtplanung der Polytechnischen Universität von Katalonien im Bereich der städtischen Mobilität.

Thibaut de Ruyter

Biographie:

Thibaut de Ruyter ist ein französischer Architekt, Kurator und Kritiker. Er lebt und arbeitet seit 2001 in Berlin. Er ist (bzw. war) ein regelmäßiger Mitarbeiter der Zeitschriften l’architecture d’aujourd’hui, artpress, il giornale dell’architettura, particules, fucking good art, frieze d/e, veröffentlichte Texte in Katalogen und leitete zwei Sonderausgaben von artpress, eine über Berlin und eine über Kunst & Prostitution. Er kuratierte u.a. die Ausstellungen „investigating evp“ (Resonance Fm, London 2006), „Weniger Geld, mehr Liebe“ (tmp-deluxe, Berlin 2008), „The last ten shots“ (Bongout, Berlin 2008), „Wach sind nur die Geister“ (hmkv, Dortmund 2009 & coca, torun 2010), „Nam June Paik Award 2010“ (Museum Kunstpalast, Düsseldorf 2010) & „Nam June Paik Award 2012“ (Kunstmuseum, Bochum 2012), „Gespenster von der Stange“ (Kunstraum Kreuzberg / Bethanien – ctm-festival, Berlin 2012), „Das leere Haus“ (museum angewandte kunst, Frankfurt/Main 2013), „INDUSTRIAL (Forschung)“ (hmkv, Dortmund 2013), „BER-DTM-HNL…“ (hmkv, Dortmund 2014), „Richard Meier – ein Stilraum“ (Museum Angewandte Kunst, Frankfurt/Main 2015), „artificial intelligece (digitale demenz)“ (eigen+art lab, Berlin 2015) und „(art) upside down“ (Aluan, Almaty 2015). Seine jüngsten Projekte sind eine Wanderausstellung für das Goethe-Institut in Osteuropa und Zentralasien, „Die Grenze“ (mmoma, Moskau 2017 – artplay, Sankt Petersburg) und „(art) upside down“ (Aluan, Almaty 2015). Seine jüngsten Projekte sind eine Wanderausstellung für das Goethe-Institut in Osteuropa und Zentralasien, „Die Grenze“ (mmoma, Moskau 2017 – artplay, Sankt Petersburg 2017 und das Krasnojarsker Museumszentrum, Krasnojarsk 2017). Seine Ausstellung „Ein Lied für Europa“ wurde im v&a, London 2017 präsentiert. Er ist seit 2007 Mitglied der aica-france.

Workshop:

Ich hasse die Moderne

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bedeuten die Begriffe „modern“ und „Modernität“ nicht mehr viel. In den letzten 100 Jahren wurde „modern“ in so vielen verschiedenen Zusammenhängen verwendet: Es ist zu einem Adjektiv für Werbespots geworden, es bedeutete in den 1980er Jahren Mode (denken Sie an die Fernsehserie Miami Vice) und es definiert einen obskuren Lebensstil (wie die „modernist cuisine“), der nicht viel mit der Ideologie der 1920er Jahre gemein hat. Heutzutage verwenden ihn einige Leute, um einen Stil zu definieren, der auf weißen Volumen, edlem Minimalismus und reinen Proportionen basiert, während andere ein philosophisches Konzept daraus machen. Wenn ich das Wort „modern“ in einem Gespräch verwende, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass die Leute am Tisch es auf dieselbe Weise verwenden und verstehen, was ich wirklich meine. Was bedeutet es, wirklich modern zu sein? Warum ist die (Post-)Moderne der neue Trend in der Architektur? Sind das Kleinbürgertum die wahrhaft neuen Modernen?
Das Ziel des Workshops wird es sein, Definitionen von Modernität unter den Teilnehmer*innen auszutauschen, die Ergebnisse zu kritisieren und vielleicht eine neue Bedeutung des Begriffs zu schaffen.

Daniel Talesnik

Biographie:

Daniel Talesnik ist ein ausgebildeter Architekt, der sich auf moderne und zeitgenössische Architektur und Urbanismus spezialisiert hat, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Architekturpädagogik und Beziehungen zwischen Architektur und politischen Ideologien. Er wurde 2016 an der Columbia University mit der Dissertation „The Itinerant Red Bauhaus, or the Third Emigration“ promoviert. Er hat Artikel, Interviews und Buchkapitel veröffentlicht. Daniel hat Atelier- und Geschichts-/Theoriekurse an der Columbia’s Graduate School of Architecture, Preservation, and Planning und an der School of Architecture der Universidad Católica von Chile unterrichtet. In den Jahren 2016-2017 war er als Vollzeit-Gastprofessor am Illinois Institute of Technology tätig. Seit September 2017 ist er Assistenzprofessor und Kurator am Architekturmuseum der Technischen Universität München.

Vorlesung:

Von Dessau nach Moskau: Hannes Meyer und eine Bauhausgruppe im Osten

Im April 1927 nahm Meyer seine Lehrtätigkeit am Bauhaus auf, und im folgenden Jahr trat er die Nachfolge von Gropius als Direktor der Schule an. Meyer änderte die Interessen des Bauhauses, und obwohl es mehrere Fortsetzungen aus der Amtszeit von Gropius gab, durchlief die Schule mehrere strukturelle Veränderungen. Im August 1930 wurde Meyer aus politischen Gründen aus der Direktion und dem Bauhaus ausgeschlossen, und als Reaktion darauf zog er mit einer Brigade von Bauhausschülern in die Sowjetunion. Obwohl Meyer und diese Brigade nur für eine kurze Zeit zusammenarbeiteten, ist ihre Migration beispielhaft für eine breitere Bewegung ausländischer Architekten in den 1930er Jahren. In dieser Präsentation, die Meyer und das Bauhaus als Linse benutzt, werde ich die Themen Moderne, Modernisierung und Modernismus ansprechen – einschließlich einer detaillierten Erklärung, wie die verschiedenen Bauhaus-Werkstätten im Projekt für die ADGB-Bundesschule in Bernau bei Berlin arbeiteten – und wie sich diese Kategorien verschoben, sobald sie in der Sowjetunion zu arbeiten begannen.

Yuval Yasky & Yamit Cohen

Biographien:

Yamit Cohen ist eine in Tel Aviv ansässige Architektin und Forscherin auf dem Gebiet der Geschichte und Philosophie der Wissenschaften und Ideen. Sie ist Lehrbeauftragte am Technion – Israel Institute of Technology, Haifa, und Partnerin bei Yasky Architects in Tel Aviv.
Yuval Yasky ist eine ebenso in Tel Aviv ansässige Architektin, Forscherin und Kuratorin. In den letzten acht Jahren war sie als Vorsitzende der Architekturabteilung der Bezalel Academy of Art and Design, Jerusalem, tätig. Ihre Forschungen zur Planung und Architektur des Kibbuz wurden an verschiedenen Orten präsentiert, u.a. auf der Architektur-Biennale in Venedig und der Stiftung Bauhaus in Dessau.
Yamit Cohen und Yuval Yasky sind Partner bei Yasky Architects, wo sie neue Denkweisen entwickeln und kollektive Umgebungen auf verschiedenen Ebenen entwerfen, von ganzen Stadtvierteln bis hin zu individuellen Wohnprojekten. Ihre Arbeit basiert auf ihrem Interesse an der Frage nach der Rolle der öffentlichen Sphäre in einer Ära zunehmender sozialer Segregation. Ihre Forschungen und Projekte reflektieren die Möglichkeit der Gestaltung in verschiedenen Maßstäben, um diese Segregation zu überwinden und Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten zu schaffen; in diesem Sinne nutzen sie den Kibbuz, wie er sich über viele Jahrzehnte entwickelt hat, als mögliches Modell für die zukünftige Entwicklung, nicht nur in den heutigen Kibbuzim, sondern auch in anderen städtischen Umgebungen. In ihrer Praxis konzentrieren sie sich auf Revitalisierungspläne für Kibbuzim, beginnend mit der gesamten Siedlung, über den Maßstab der verschiedenen Elemente des Kibbuz bis hin zur Wiederverwendung einzelner Gebäude. Durch ihre Arbeit haben sie neue Methoden der Gemeindebeteiligung und -aktivierung entwickelt, die in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gerückt sind.

Vortrag:

Seit dem Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts hat sich der Kibbuz als ein Siedlungsmuster entwickelt, in dem die physische Planung Ideologien und Lebenspraktiken der Kollektivität und Gleichheit funktional widerspiegelt. In den letzten drei Jahrzehnten wurden die Kibbuzim ihrer konstitutiven Ideologie entkleidet und die meisten von ihnen haben sich in privatisierte vorstädtische Siedlungen verwandelt. Welchen Platz nimmt der kommunale Sozialraum in den Kibbutzim ein, die sich in Privatisierungsprozessen des kollektiven Territoriums befinden? Welchen möglichen Bedarf, welche Qualität und welchen Charakter haben diese kommunalen Räume innerhalb der gegenwärtigen konkreten sozialen Realität? In unserem Vortrag werden wir diese Fragen durch unsere Arbeit in den Kibbuzim diskutieren in dem Versuch, die bestehenden dysfunktionalen Räume mit neuen Potentialen aufzuladen.