menü

Kulturstipendienprogramm

Exercising Modernity umfasst auch ein Kulturstipendienprogramm. Die Stipendien richten sich an junge Künstler:innen und Geisteswissenschaftler:innen, die an der Akademie Exercising Modernity teilgenommen haben. Die Produkte des Stipendienprogramms umfassen eine Vielzahl von künstlerischen Projekten und wissenschaftlichen Artikeln. Alle Projekte haben einen interdisziplinären Charakter und eine Verbindung zu zahlreichen Kunstsparten, von Architektur bis Film.

Stipendienprogramm 2020

Die zweite Edition der Akademie Exercising Modernity widmete sich dem Thema des Gemeinwohls, begleitet von einer Analyse des Begriffs „Community“, von Formen der Vergemeinschaftung und den Commons. Während wir die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen auf das lenkten, was kollektiv und/oder gemeinsam ist, ermutigten wir sie, über soziale Beziehungen im 20. Jahrhundert nachzudenken, sowohl in Bezug auf die gemeinsame Identität (historisch, religiös, national und klassenbezogen) als auch auf gemeinsame Interessen oder Bedürfnisse. Außerdem regten wir eine Diskussion an über das, was gemeinsam ist. Unser Ansatz inspirierte einen Dialog und stellte Fragen über die Bedeutung und die wichtige Rolle von Gemeinschaften in der Entwicklung moderner Staaten, Städte und Gesellschaften. Verschiedene Formen des kollektiven Lebens – die Stadt, das Dorf, der Kibbuz, Formen von Co-Housing – waren von Interesse, insofern sie sich mit der Natur und der natürlichen Umwelt auseinandersetzen. Das Konzept der Gartenstadt und die Ideale der Moderne, die den Zugang zu Licht, Grün und frischer Luft hoch bewerten, stellen einen interessanten Bezugspunkt für heutige Diskussionen über den menschlichen Umgang mit der Natur dar. Die Fragen des gemeinsamen Raums und der Beziehungen des Menschen zur Natur sowie die Art und Weise, wie sie von verschiedenen Modernismen konzeptualisiert wurden, umreißen das Themenfeld des Stipendienprogramms für künstlerische Projekte 2020.

Die Umsetzung des Projekts wurde von Aleksandra Janus (Kuratorin des Programms Exercising Modernity) und Małgorzata Jędrzejczyk (Pilecki Institut Berlin, Kuratorin des Programms Exercising Modernity) in Absprache mit dem Programmteam des Adam Mickiewicz Instituts & The Liebling Haus – The White City Center betreut.

Veranstalter: Pilecki-Institut Berlin

Partner: Adam-Mickiewicz-Institut & The Liebling Haus – The White City Center

Stipendiat innen 2019/2020

Der Wettbewerb brachte fünf erfolgreiche Kandidat:innen hervor, die im Zeitraum von sechs Monaten an ihren originellen Projekten arbeiteten. Diese widmeten sich dem Thema der Moderne in Bezug auf die polnische Geschichte, Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Deutschland und Israel. Das Projekt resultierte in abwechslungsreichen und interdisziplinären künstlerischen Arbeiten sowie Forschungsarbeiten, die sich auf viele verschiedene Kunstsparten wie Architektur oder Film beziehen.

Das Kulturstipendium Exercising Modernity wurde vergeben an:

Jakub Danilewicz
Ohad Kabri
Aleksandra Nowysz
Daphna Noy
Agata Woźniczka

Wir gratulieren den Gewinner:innen!

Jakub Danilewicz

Das Projekt erforscht in Form eines Drehbuchs die Lebenswege und persönlichen Aussagen ausgewählter Persönlichkeiten, die mit der Nachkriegsvision der Moderne verbunden sind – unter Beachtung von Aspekten wie Kollektivität, Geschlecht und selbstbestimmten politischen Aufgaben. Die Hauptauswahl der Stimmen umfasst Helena Syrkus (1900-1982), eine polnische Architektin, Stadtplanerin und Pädagogin; Stanisław Tołwiński (1895-1969), ein polnischer Ingenieur, Sozial- und Genossenschaftsaktivist; Selman Selmanagić (1905-1986), ein in Bosnien geborener deutscher Architekt; Arieh Sharon (1900-1984), ein israelischer Architekt und der Leiter des ersten Masterplans des Staates; Hannes Meyer (1889-1954), ein Schweizer Architekt und zweiter Direktor des Bauhauses Dessau; und Lena Bergner (1906-1981), eine deutsche Textildesignerin und Künstlerin. Die historischen Stimmen basieren teilweise auf Archivmaterial (unveröffentlichte und veröffentlichte Briefe zwischen den Protagonist:innen, Notizen, Telegramme und aufgezeichnete Interviews) sowie auf Fälschungen – nie geschriebenen oder gefundenen Antwortbriefen.

Inspiriert von Romanen wie „Woman on the Edge of Time“ von Marge Piercy spielt die Handlung des möglichen Gesprächs im Jahr 2119, während einer Feier zum 200-jährigen Bestehen des Bauhauses und fast ein Jahrhundert nach der Ausrufung der Idee für ein neues Bauhaus durch die deutsche Politikerin Ursula von der Leyen. Die Grundlage für die Filmproduktion – in der die ausgewählten Protagonist:innen von Laienschauspieler:innen gespielt werden – legt einen starken Akzent auf das Set-Design und ist inspiriert von der Arbeit Selman Selmanagićs als Filmarchitekt an der UFA in Potsdam-Babelsberg, wohin er 1939 aus Palästina zurückkehrte, um sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus anzuschließen. Der Plot ist – mit Blick auf utopische und spekulative Bezüge – ein Versuch, verschollene Stimmen aus der Perspektive jener Zeit zurückzuholen, in der sich die drängende Frage der Denker der frühen Moderne von „wie man besser lebt“ zu „wie man überlebt“ verschob.

Biographie:

Jakub Danilewicz (geb. 1992) ist bildender Künstler und Schöpfer von Video- und skulpturalen Installationen. Er ist Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Gdańsk, Polen (2018) sowie des interdisziplinären Studienprogramms an der WHW Akademija in Zagreb, Kroatien (2018-19), organisiert vom kuratorischen Kollektiv „What, How & for Whom?“ und von „Kontakt Art Collection“ aus Wien. Seine künstlerische Praxis berührt historische und ökologische Politik, Bioethik und Bereiche der Ausgrenzung. Er ist Stipendiat des Ministers für Kultur und Nationales Erbe in Polen (2020), nahm an Ausstellungen in Polen, Deutschland, Österreich, Kroatien, Litauen und Venezuela teil und sowie an Residencies in Spanien (Politècnica de València) und Frankreich (Cité internationale des arts). Er lebt in Berlin und Gdańsk und arbeitet derzeit als Assistent für die Künstlerin Wendelien van Oldenborgh.

Ohad Kabri

Camouflage und Taxidermie

Es gibt Gebäude, die lügen. Nicht alle und nicht immer. Aber es gibt Gebäude, die von außen wie das eine aussehen, während sie im Inneren etwas ganz anderes sind. Wenn Tiere dies tun, nennen wir es Camouflage; manchmal versuchen sie, wie ein gefährliches Raubtier auszusehen, obwohl sie in Wirklichkeit verletzlich sind. Manchmal wollen sie mit ihrer Umgebung verschmelzen, wie ein Blatt oder ein Felsen.

„Camouflage and Taxidermy“ ist ein Forschungsprojekt, das sich mit dem Phänomen der Camouflage in der Architektur beschäftigt. In den Vereinigten Staaten sehen Regierungsgebäude wie das Weiße Haus und das Kapitol wie antike griechische Bauten aus, um die USA in direkter Folge mit der westlichen Kultur zu verbinden. In Jerusalem ist jedes Gebäude mit demselben Stein verkleidet, aus dem die antiken Bauten bestehen, um so auszusehen, als gehörten sie zu ihrer Umgebung oder um wie eine direkte Fortsetzung der Geschichte der Stadt zu wirken. Ein weiteres interessantes Beispiel ist der europäische Trend des 18. Jahrhunderts, bei dem Gutsbesitzer untereinander wetteiferten, wer die schönsten Scheinruinen bauen konnte. Bis heute findet man Ruinen von Gebäuden, die aussehen wie aus der Zeit der Kreuzzüge oder des Römischen Reiches, in Wirklichkeit aber dem 18. Jahrhundert entstammen. Einen gegensätzlichen Ansatz wählte der Nazi-Architekt Albert Speer, als er Gebäude entsprechend seiner Ideologie vom „Ruinenwert“ entwarf, nach der jene in ferner Zukunft schöne Ruinen hinterlassen sollten. Es gibt viele Gründe für Gebäude, eine Camouflage zu entwickeln; dieses Projekt untersucht diese Gebäude und bietet eigene Vorschläge an.

Biographie:

Ohad Kabri ist Designer, Designforscher und Art Director. In seinen Projekten wechselt er mühelos von einem Thema zum nächsten, vom Entwurf eines Möbelsets für Stadtnomaden bis zur Erforschung der lokalen Esskultur in Jerusalem und ihrer Verbindung zur Geschichte der jemenitischen Juden. Im Sommer fungiert er als künstlerischer Leiter eines Kunst- und Musikfestivals (in den Jahren vor Covid-19) und im Winter schreibt er für eine Fringe-Theatershow.

Nachdem er 2018 mit einem Bachelor in Industriedesign an der Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem abschloss, entschied er sich, in der Stadt zu bleiben. Seine Projekte sind lokal, inspiriert von der Geschichte, Kultur, Politik und den Materialien von Jerusalem, Israel und dem Nahen Osten. Seine Arbeiten sind oft politisch, haben aber auch Humor und sind nie belehrend; alle seine Projekte basieren auf gründlicher Recherche und berühren daher immer Geschichte, Philosophie, Religion und Kultur. Seit seinem Abschluss hat er an Bezalels Inkubator-Programm für vielversprechende Absolventen teilgenommen; er war Gründungsmitglied von „Ha’Miffal“ – einem in Jerusalem ansässigen Kulturzentrum; er präsentierte auf der „Fresh Paint Fair“ – Israels größter Design-Ausstellung – und war als künstlerischer Leiter und Autor für mehrere Theateraufführungen in Jerusalem tätig.

Aleksandra Nowysz

Modernistische Projekte von Kooperativen und gemeinschaftsbasierten urbanen Farmen in Wohngebieten in deutschen, polnischen und israelischen Städten. Ihr Wert im zeitgenössischen Kontext der Nachhaltigkeit.

Seit verschiedene multidisziplinäre Studien die positiven Auswirkungen von Urban Agriculture (UA) in sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereichen aufgezeigt haben, ist UA ein häufig diskutiertes Thema in Bezug auf nachhaltige Entwicklung geworden. Die ersten UA-Konzepte entstanden als Antwort auf den Industrialisierungsprozess im 19. Jahrhundert im Rahmen der Genossenschaftsbewegung. In solchen Projekten werden Wohn- und Dienstleistungsgebäude von Grünflächen mit Agrar- und Erholungsfunktionen umgeben. Diese modernen Urban-Farming-Beispiele waren ein Präzedenzfall für den Trend des zeitgenössischen Öko-Urbanismus und dessen Idee eines umfassenden Entwicklungsansatzes, der die Produktion von Lebensmitteln mit Distribution, Konsum und räumlicher Gestaltung verbindet. Daher zielt dieser Studienvorschlag darauf ab, Strategien zu untersuchen, die eine Stadtentwicklung ermöglichen, die das Leben in der Stadt mit der Lebensmittelproduktion verbindet. Im Rahmen der Förderung beabsichtigt die Stipendiatin, nach kollektiven agrarischen Räumen in modernistischen Projekten zu suchen. Der Umfang der Forschung umfasst sowohl theoretische Konzepte als auch modernistische Wohnprojekte in ausgewählten Städten in Polen, Deutschland und Israel.

Biographie:

Aleksandra Nowysz (geb. 1987, Wrocław, Polen, Zugehörigkeit: Warsaw University of Life Sciences – SGGW) ist Architektin und Fotografin und erforscht die Architektur urbaner Landwirtschaft. Seit 2016 studiert sie am Institut für kreative Fotografie in Opava (Tschechische Republik). Im Jahr 2019 promovierte sie in Architektur und Stadtplanung an der Wrocław University of Science and Technology. Sie ist Absolventin des Mentoring-Programms des Kollektivs Sputnik Photos und Stipendiatin des Jerzy-Grotowski-Stipendiums der Stadt Wrocław für den Bereich Kunst. Ihre Fotoprojekte, die sich mit volkstümlicher Architektur und Landschaften befassen, wurden u. a. im Rahmen des Krakauer Fotomonats, in der BWA Wrocław Studio Gallery und in den Photon Galerien in Ljubljana und Wien ausgestellt.

Daphna Noy

Daily Choreographies

Als Künstlerin, deren Körper und Bewegung die Werkzeuge sowohl meiner Forschung als auch meiner Arbeit sind, besteht mein Interesse darin, den persönlichen Körper in Kontexten und Räumen mit sozialen Konnotationen von Macht und Ermächtigung zu untersuchen. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die Art und Weise, wie sich der Körper an diese Räume anpasst und physisch mit ihnen interagiert.

Mein Forschungsprojekt „Daily Choreographies“ konzentriert sich auf die Beobachtung von sozialen Umgebungen, Kollektiven und Gemeinschaften sowie auf die Beziehung zwischen dem Individuum und der Gruppe. Im Rahmen des Projekts erkundete ich die Siedlung Kolonia Wawelberga in Warschau, wo ich über die Spannungen zwischen dem Individuum und dem sozialen Umfeld reflektierte.

Ein weiterer Bezugspunkt für meine künstlerische Recherche ist das im Kibbuz entwickelte Konzept des „Zuhauses“. Die Ideologie, die eine ganze Gemeinschaft als Familie und die umgebenden physischen Räume als „Zuhause“ ansieht, wurde in der Sowjetunion während des 20. Jahrhunderts als Teil ihrer sozialen Experimente entwickelt. Im Kibbuz erweiterte sich die Bedeutung von „Zuhause“ und umfasste sowohl ein Gefühl für einen Ort als auch für eine physische und soziale Struktur. Das kollektive Zuhause basiert auf drei Elementen, wie in einer Studie von Snir Cohen (2014) deutlich wird. Die ersten beiden Elemente sind das Kinderhaus und „HaHeder“ („Das Zimmer“), das die Unterkunft und das gemeinschaftliche Heim darstellt. Das dritte Element, das für das von mir angestrebte Projekt relevant ist, bezieht sich auf kollektive Institutionen, darunter den Speisesaal des Kibbuz, die Waschküche und öffentliche Räume. Das Gemeinschaftshaus ist der kollektive öffentliche Raum, in dem familiäre Funktionen wie Essen, Wäsche waschen und Feiern stattfinden.

Die Kolonia Wawelberga wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Edward Goldberg entworfen und von dem polnischen Philanthropen Hipolit Wawelberg und seiner Frau Ludwika gegründet. Die Siedlung in Form eines Wohnkomplexes sollte die Lebensbedingungen der sozial schwachen Bewohner Warschaus verbessern und ihnen den Weg aus der Armut ebnen. Die Mieter, die in den Wohnungen des Komplexes lebten, erhielten Spielplätze, medizinische Versorgung sowie Schulbildung für die Kinder.

Der Besuch in der Kolonia Wawelberga regte mich zum Nachdenken an über die Möglichkeiten von Gemeinschaft und den Platz des Privaten innerhalb sozialer Strukturen. Als ehemaliges Kibbuzmitglied und jemand, der in einer kollektiven Gesellschaft aufgewachsen und erzogen wurde, forsche und untersuche ich die Wahlfreiheit des Einzelnen innerhalb der Gemeinschaft und die Grenzen dieser Freiheit. Eine der Fragen, die meine Arbeit leiten, betrifft die Entscheidung des Einzelnen, Teil der Gemeinschaft zu sein, und das Ausmaß, in dem der Einzelne eine authentische Stimme innerhalb eines gemeinschaftlichen Kontextes ausdrücken kann. Für mich war das Kennenlernen der Gemeinschaftsstruktur der Kolonia Wawelberga eine Gelegenheit für einen kreativen Diskurs, der diese Fragen aufwirft und über die Rolle der Architektur bei der Gestaltung von Gemeinschaften sowohl im israelischen Kibbuz als auch in der polnischen Wohnsiedlung reflektiert.

Darüber hinaus haben Figuren wie Barbara Brukalska und Katarzyna Kobro mein Denken durch ihre Diskurse und materiellen Ausdrucksformen beeinflusst und neu geformt. Sie fordern die Sinne heraus und definieren neue Möglichkeiten für die Besetzung von Raum.

Ein Beispiel für ein solches transformatorisches Denken ist die Art und Weise, wie Barbara Brukalskas innovative Vision, die Küche als einen Raum einzubeziehen, der nicht mehr vollständig vom Rest des Hauses getrennt ist, es der gesamten Familie ermöglichte, visuell und sinnlich in die dort stattfindenden Handlungen involviert zu werden, wodurch der Akt des Kochens zu einer performativen Handlung wird.

Ein weiteres Beispiel sind Brukalskas Entwürfe für öffentliche Gärten, wie sie bei der Warschauer Wohnungsbaugenossenschaft zu sehen sind. Hier liegt der Schwerpunkt auf organischen, nicht-geometrischen Formen, die einen freien Fluss der Bewegung und der sozialen Interaktion ermöglichen. In der Kolonia Wawelberga hat der Gemeinschaftsgarten eine eher geometrische Form und wird von den umliegenden Wohnungen umschlossen, wodurch ein theatralischer Eindruck entsteht, in dem die Menschen, die den Garten besuchen, als Darsteller agieren.

In den beiden oben genannten Fällen sowie in den öffentlichen Räumen des israelischen Kibbuz dienen die öffentlichen Gärten dem Zweck, den Körper von den täglichen Aufgaben zu befreien. Die Architektur leitet das Individuum nicht zu einer bestimmten Bewegung oder Handlung an, sondern ist ein optimistischer, „weicher“ Raum, der soziale Begegnungen und das Zusammenkommen einer Gemeinschaft fördert.

Biographie:

Daphna Noy ist eine bildende Künstlerin, die in einer Vielzahl von Medien arbeitet. Noy hat einen MFA-Abschluss von der Bezalel Academy of Art and Design in Jerusalem, wo sie sich einschrieb, nachdem sie ihren BA in Tanz und Choreografie (B. Dance with honors) an der Jerusalem Academy of Music and Dance erworben hatte. Noys Arbeiten wurden u.a. in der Galerie Llorar (Mexiko-Stadt), im Florentin Quartet (Tel Aviv-Jaffa) und in der HaShah-Residency (Tel Aviv-Jaffa) präsentiert. Noy nahm an verschiedenen internationalen Residency-Programmen teil, darunter A-Z WEST (ein Artist-in-Residence-Programm der Künstlerin Andrea Zittel in Joshua Tree, Kalifornien), SOMA (Mexiko-Stadt, Mexiko) und Exercising Modernity (Warschau – Tel Aviv – Berlin). Noy unterrichtet derzeit an der Jerusalem Academy of Music and Dance.

Agata Woźniczka

Der Superblock

Der Superblock ist eine spekulative Raumtypologie, die aus der Erforschung eines modernistischen Ethos in der Architektur und Stadtplanung Deutschlands, Israels und Polens entstanden ist. Die Untersuchung, die als eine Reihe von vielschichtigen graphischen Schemata (fast wie ein architektonischer Comic) präsentiert wird, definiert Verbindungen zwischen regionalen Vorstellungen und internationalen Bewegungen und zeigt auch die vormodernen Vorgänger und zukünftige Nachkommen der Superblock-Typologie. Die neue Typologie leitet sich aus untersuchten Beispielen, einer gemeinsamen Bildsprache, manchmal gegensätzlichen Gestaltungsphilosophien und gemeinsamen Qualitäten ab. Durch das Heranzoomen von spezifischen Designbeispielen, die in den Kontext von Leitbildern gestellt werden, entsteht eine komplexe, aber nachvollziehbare Typologie des modernen Superblocks. Das gewonnene Qualitätsmodell lässt sich in die Geschichte der modernen Architektur zurückverfolgen, aber auch in die Zukunft des Designs weiterentwickeln. Der spekulative Teil des Projekts übersetzt daher die definierte Typologie aus einer Formensprache der Moderne in die Gegenwart. Ein neuer Superblock nimmt die Form eines janusköpfigen, bewohnbaren Objekts an. Seine Komplexität und Vielfalt an Werten und Bedeutungssträngen wird als ein neuer urbaner Block dargestellt. Seine Form und Eigenschaften, seine räumlichen Lösungen und sein programmatisches Layout manifestieren die Superblock-Qualitäten. Der Entwurf eines architektonischen Blocks nutzt dessen Dreidimensionalität, um verschiedene aus der Forschung abgeleitete Merkmale einzuschreiben. Er wird als 3D-Modell präsentiert, begleitet von spekulativen architektonischen Details, Renderings der verschiedenen Phasen und einer Reihe von architektonischen Standardzeichnungen, die notwendig sind, um das Superblock-Projekt als Form im Raum zu zeigen.

Biographie:

Agata Woźniczka ist eine preisgekrönte Architektin und Stadtplanerin und leitet das Architekturbüro BUDCUD, das sich auf interdisziplinäre Strategien, öffentliche Räume und architektonische Installationen spezialisiert hat. Neben der Arbeit an Auftragsprojekten betreibt sie eigene Forschung, leitet regelmäßig Design-Workshops und berät zu internationalen Raumstrategien. Im Jahr 2020 wurde sie Doktorandin an der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität Wrocław. Im Jahr 2019 war sie Mitglied eines internationalen Städtebau-Teams während des „Bauforums Magistralen“ in Hamburg, wo sie an der Zukunft der Stadt arbeitete, die von einer intelligenten Pendlerrevolution angetrieben wird, während sie 2016 als Kuratorin des „Big A“-Zyklus von Architekturvorträgen und -workshops der Europäischen Kulturhauptstadt Wrocław arbeitete. Im Rahmen des Stipendienprogramms Exercising Modernity untersucht sie modernistische öffentliche Räume in Polen, Deutschland und Israel und arbeitet an einem spekulativen Vorschlag für deren internationale gemeinsame Basis.